Mord stand nicht im Drehbuch

Buchseite und Rezensionen zu 'Mord stand nicht im Drehbuch' von Anthony Horowitz
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mord stand nicht im Drehbuch"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:327
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458644163

Rezensionen zu "Mord stand nicht im Drehbuch"

  1. Wenn ein Krimiautor selbst zum Verdächtigen wird - Hawthornes 4.

    Gestaltung:
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    Zwar konnte ich das Titelbild nicht direkt mit dem Inhalt in Einklang bringen, aber es passt optisch zum Rest der Reihe und vermittelt eine leicht düstere Atmosphäre. Durch die eindringende Helligkeit im Tunnel wirkt es jedoch nicht sehr bedrohlich. Genau das passende Mittelmaß für einen weiteren britischen Cosy Crime à la Horowitz. Als Hardcover mit Schutzumschlag ist das Buch wieder sehr wertig. Nur ein Lesebändchen fehlt, um die Sache rund zu machen. Beim Vorgängerband befand sich eine Karte vom Geschehen, hier wäre eine von London wünschenswert gewesen mit den wichtigsten Schauplätzen des Krimis.

    Inhalt:
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    "Ich hatte mir vorgenommen, die Titel zu einem grammatischen Puzzle zu arrangieren. Ich war schließlich kein Detektiv, sondern Schriftsteller. Das erste Buch hieß The Word is Murder, das zweite The Sentence is Death und das dritte A Line to Kill. Ich war richtig stolz auf diesen Einfall gewesen. Aber wie sollte es weitergehen? Life comes to a full Stop? Das würde schon in Amerika nicht funktionieren. Die Amis haben ja keine Punkte, sondern »Perioden«. Nein, nein. Die Serie war als Trilogie angelegt, und dabei sollte es bleiben." (S. 15)

    Eigentlich wollte der Autor Horowitz nur eine Trilogie über den Privatermittler Daniel Hawthorne schreiben. Die Anfragen Hawthornes nach einer Fortsetzung verneint er entschieden, da er sich aktuell lieber seinem neuen Projekt "Mindgame" widmet, einem Theaterstück angelehnt an einen Roman von Agatha Christie. Doch die Kritiken nach der Premiere sind nicht gut. Besonders eine Kritikerin verreißt das Stück heftig - und wird am nächsten Morgen tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Verdächtig: Anthony Horowitz! Denn es gibt viele Indizien, die auf ihn als Täter hinweisen. Doch er ist sich (fast) sicher, dass er es nicht war, auch wenn er sich an einen Teil der Tatnacht nicht eindeutig erinnert. Der Einzige, der jetzt noch helfen kann, ist natürlich Hawthorne.

    Mein Eindruck:
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    "Ewan warf einen Blick auf die Uhr. »Ich hole Jordan. Wir treffen uns in zehn Minuten im Vaudeville...«
    Ich hätte nicht hingehen sollen. Ich wäre viel besser dran gewesen, wenn ich meinem Instinkt gefolgt und mit meiner Familie nach Hause gegangen wäre. Dann wäre alles anders gekommen. Aber das weiß man natürlich nie vorher. Deshalb ist das Leben so anders als ein Roman. Jeder Tag hat seine eigene Seite und man kann nicht einfach vorwärtsblättern, um zu sehen, was kommt." (S. 48)

    Ich kenne die Reihe (noch) nicht vom Anfang, ich bin mit dem Vorgängerband eingestiegen und war begeistert. Dieser endete mit einem Cliffhanger und ich hatte erwartet, dass dieser Roman daran anknüpfen würde. Nun, er tat es nicht. Stattdessen befinden wir uns wieder in London und tauchen tief in die Theaterwelt ein. Es geschieht eine Weile nicht viel, man lernt alle Personen des Theaters und ihr näheres Umfeld kennen, bis dann der tatsächliche Mord passiert.
    Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da fast jeder ein Motiv hat und sich zum einen die Frage stellt, wer der Täter/die Täterin ist und welche Gründe dafür sprechen, die Spuren auf Horowitz zeigen zu lassen. Dabei gerät erstmal das Theaterumfeld in den Fokus. Doch nach und nach weiten sich die Ermittlungen aus und Geheimnisse aus der Vergangenheit bestimmter Verdächtiger sowie Verknüpfungen mit dem Fall aus Agatha Christies Roman rücken in den Vordergrund. Die Auflösung ist klassisch wie bei Christie: Der Täter wird gestellt, während sich alle Verdächtigen in einem Raum befinden.

    Wie auch im Vorgängerband verschwimmen hier die Grenzen zwischen dem realen Autor und seiner gleichnamigen Romanfigur. In die Krimihandlung sind viele ironische Seitenhiebe auf Literatur und auf die Theaterbranche eingewoben, sodass neben der Spannung der Humor nicht zu kurz kommt. Auch werden wieder weitere persönliche Aspekte des undurchsichtigen Hawthornes bekannt. Ich hoffe immer noch, dass am Ende der Reihe alle Fäden zusammengeführt werden und auch der Cliffhanger aus Band 3 eine Auflösung erfährt.
    Der Schluss des Buches ist vielversprechend: Demnach dürfen wir uns noch auf drei weitere Bände freuen!
    Im Vergleich zu "Wenn Worte töten" plätscherte die Handlung aber zeitweise etwas vor sich hin, weshalb ich einen Punkt Abzug gebe.

    Fazit:
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    Dieser Fall von Hawthorne ist wieder spannend und humorvoll - diesmal mit Seitenhieben auf die Theaterbranche und leider mit kleinen Längen

  1. 4
    29. Jul 2024 

    Neuer Fall mit spannendem Twist

    Kaum beschließt Anthony Horowitz die Zusammenarbeit mit Daniel Hawthorne an der Buchreihe über dessen Fälle als Privatdetektiv zu beenden, sitzt er auf einmal mächtig in der Bredouille: Er wird des Mordes an einer Kritikerin verdächtigt, die sein Theaterstück verrissen hatte. Alle Beweise deuten auf ihn, und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als wieder zu Hawthorne Kontakt aufzunehmen.
    Bislang hat mich jedes Buch der Reihe gut unterhalten, und auch wenn ich den letzten, den dritten Teil ein wenig schwächer fand, hatte ich mich sehr darauf gefreut, in diesem neuen vierten Band wieder ein wenig Zeit an der Seite dieses so eigenen Teams zu verbringen. Und ich wurde nicht enttäuscht!
    Nach wie vor finde ich es sehr unterhaltsam, wie Horowitz über sich selbst als Protagonist schreibt. Dass er diesmal aber nicht mehr nur Begleiter und Beobachter des Falls ist, sondern selbst des Mordes beschuldigt wird, ist ein weiterer Twist, der mir richtig gut gefallen hat. So bekommt die Suche nach dem Mörder noch einmal mehr Dringlichkeit.
    Was den Fall selbst angeht, folgt Horowitz der klassischen Krimitradition, und wer diese mag, der wird hier definitiv gut unterhalten und kann auch selbst ein wenig miträtseln. Mir hat das wieder viel Spaß gemacht und ich werde die Reihe auf alle Fälle weiterlesen.

  1. Humorvoll und doch spannend

    REZENSION - „Alex-Rider-Autor unter Mordverdacht verhaftet!“ Was als Schlagzeile in den realen Medien international für Aufregung sorgen würde, ist zum Glück nur eine Zeile im neuen Krimi „Mord stand nicht im Drehbuch“ des britischen Schriftstellers und Drehbuch-Autors Anthony Horowitz (69), dem im Mai vom Insel Verlag veröffentlichten vierten Band seiner Romanreihe um Privatdetektiv Daniel Hawthorne. Zugleich zeigt aber diese Schlagzeile das Ungewöhnliche und vor allem Absurde dieser erfolgreichen Serie voll britischen Humors, in der sich der in realer Welt tatsächlich durch seine Alex-Rider-Jugendbücher in Deutschland bekannt gewordene Autor mit echtem Namen selbst zu einem seiner Protagonisten macht und im Laufe der fiktiven Romanhandlung immer wieder konkrete Anspielungen auf seine bisherigen Veröffentlichungen einfügt – ob es nun die Jugendbücher um Alex Rider sind, seine eigenen Sherlock-Holmes-Romane oder seine Drehbücher zur TV-Serie „Inspector Barnaby“.
    In den bisherigen drei Bänden war der Kriminalschriftsteller Horowitz – oder doch eher sein Alter Ego – vom geltungsbedürftigen Privatdetektiv Hawthorne als Autor verpflichtet worden, wenn auch Zu Horowitz' Enttäuschung nur als „zweite Wahl“. Hawthorne, der einst aus dem Polizeidienst geworfen worden war und seinen Lebensunterhalt jetzt als Privatermittler verdient, leidet unter dem Minderwertigkeitskomplex, in den Augen der Öffentlichkeit leider nur „der zweitbeste Detektiv Englands nach Sherlock Holmes“ zu sein. Horowitz' Aufgabe ist es deshalb, – wie Doktor Watson bei Holmes – Hawthornes Ermittlungserfolge in Romanform als Heldentaten der Nachwelt zu verkünden.
    Doch nach drei Romanen ist es Horowitz leid, immer nur hinter Hawthorne herzulaufen, ohne von diesem in die Ermittlungen selbst eingebunden zu werden, dafür aber statt seiner die Prügel einstecken und ins Krankenhaus kommen zu müssen. „Tut mir leid, Hawthorne. Aber die Antwort ist nein“, erklärt deshalb der frustrierte Autor in aller Entschiedenheit die Zusammenarbeit mit Hawthorne für beendet. Einen vierten Roman soll es nicht mehr geben, zumal Horowitz gerade mit der Vorbereitung zur Londoner Premiere seines Theaterstücks „Mindgame“ beschäftigt ist [Anmerkung: „Mindgame“ von Anthony Horowitz hatte tatsächlich im Jahr 2000 seine Premiere in London].
    Doch natürlich – wir Leser wissen es besser, halten wir doch den vierten Band gerade in der Hand – kommt es anders. Am Morgen nach der Premiere wird die von allen gefürchtete Theaterkritikerin der Sunday Times, die noch am selben Abend die Aufführung und vor allem das Stück selbst total verrissen hatte, in ihrem Haus ermordet aufgefunden – erstochen mit jenem Dolch, den Horowitz gerade am Premierenabend vom Produzenten als Geschenk erhalten hatte. Statt wie in den drei ersten Bänden mit Hawthorne gemeinsam auf Verbrecherjagd zu gehen, wird in diesem vierten Band Horowitz selbst als Mörder verdächtigt und kommt in Untersuchungshaft. Jetzt kann ihm nur noch einer helfen – Daniel Hawthorne!
    „Mord stand nicht im Drehbuch“ überrascht also durch den Perspektivwechsel, indem der bisherige „Assistent“ des Detektivs diesmal selbst zum vermeintlichen Mörder wird. Doch ansonsten behält Anthony Horowitz das Erfolgsrezept seiner Krimireihe bei – die ständige Verflechtung von Realität und Fiktion, gewürzt mit jenem hintergründigen Humor, den man speziell den Engländern nachsagt, und angereichert mit einer gehörigen Prise Selbstironie. Jedenfalls ist das Argument Hawthornes zur Verteidigung Horowitz' nicht gerade als Kompliment zu verstehen: „Wenn er alle Kritiker umbringen würde, die was Schlechtes über seine Arbeit sagen, wäre England mit Leichen gepflastert.“
    Trotz aller literarischer „Spielereien“ – nicht nur auf seine anderen Werke nimmt Horowitz im neuen Krimi wieder Bezug, sondern auch seine reale Familie bindet er ein – und trotz allen Humors und aller Ironie, ist es dem Autor auch in seinem neuen Hawthorne-Krimi gelungen, durch mehrere Handlungshöhepunkte und überraschende Wendungen die Spannung nicht zu kurz kommen zu lassen.
    „Mord stand nicht im Drehbuch“ ist ein gut erzählter, überaus unterhaltsamer, konzeptionell ungewöhnlicher, aber doch wiederum klassischer britischer Krimi, erinnert er doch in seiner Machart stark an die Romane Agatha Christies. Wen wundert es also, dass sich Detektiv Hawthorne abschließend den Spaß erlaubt, alle Verdächtigen auf der Bühne des Theaters zu versammeln und den tatsächlichen Mörder zu entlarven. Horowitz muss nun aus Dankbarkeit doch weiter über die Heldentaten von Daniel Hawthorne schreiben. Wir dürfen uns deshalb auf den fünften Band freuen, der in Großbritannien als „Close to Death“ für September bereits angekündigt ist.